Reigen
Der Reigen ist ein wichtiger Bestandteil im Waldorfkindergarten. Der Reigen wird auch über eine Zeit von drei bis vier Wochen mit den Kindern durchgeführt.
Durch den Reigen wollen wir den Kindern das Geschehen in der Natur, die Jahresfeste, und die Gesten des Handwerks näher bringen. Der Reigen ist dementsprechend gestaltet. Er setzt sich zusammen aus Versen und Liedern, zu denen wir uns gemeinsam mit den Kindern im Raum bewegen.
Durch den Reigen wird die Sprache, die Bewegung, die Wahrnehmung und die soziale Kompetenz gefördert.
Märchen
Das Märchen ist im Waldorfkindergarten ein weiterer wichtiger Bestandteil. Ein Märchen wird bei uns über einen Zeitraum von drei bis vier Wochen erzählt. Es handelt sich bei den Märchen um rhythmische Geschichten, die passend zur Jahres- oder Festeszeit ausgewählt sind.
Die Märchen werden nicht vorgelesen sondern frei erzählt, das hat den Vorteil, dass die Erzieherin nicht hinter einem Buch verschwindet, sondern ganz bei den Kindern sein kann. Die Kinder lernen dadurch das zuhören und das zur Ruhe kommen. Die Erzieherin kann mit den Kindern Blickkontakt halten, und ist viel näher bei den Kindern.
Durch die lange Zeit, in der das Märchen erzählt wird, haben die Kinder die Möglichkeit ganz in das Geschehen einzutauchen. Oft erleben wir, das die Märchen sich dann auch im Freispiel widerspiegeln.
Zu Beginn des Kindergartenjahres werden in der Regel die kleinen rhythmischen Geschichten, mit vielen Wiederholungen, erzählt. Im Laufe des Jahres werden die Geschichten länger. Ab Ostern bekommen die Sonnenkinder (das sind die Vorschulkinder) eine fortlaufende Geschichte vorgelesen, da sie durch die lange Zeit, in der sie Märchen und Geschichten gehört haben, das Zuhören geübt haben.
Sie sind schon in der Lage sich das Geschehnis aus der Geschichte vom Vortag zu merken und wiederzugeben.
Häufig werden die Geschichten im Waldorfkindergarten mit einem Schoßpuppenspiel oder Puppenspiel begleitet.
Puppenspiel
In den Genuss eines frei erzählten Märchens kommen die Kinder des Waldorfkindergartens fast jeden Tag. Zu besonderen Anlässen gibt es jedoch ein „Puppenspiel“, z.B. zum Abschieds- oder Sommerfest oder zum Jahresanfang für die neuen kleinen Kinder.
Zu einem Puppenspiel bedarf es einiger Vorbereitungen. Die benötigten Figuren werden aus ungesponnener, gefärbter Schafswolle in liebevoller Handarbeit von den Erzieherinnen gefertigt. Daher wohl auch der Name „Märchenwolle“. Als Bühne wird ein Tisch mit Tüchern und einfachen Naturmaterialien gestaltet.
Je nachdem wie aufwendig ein Spiel ist, gibt es einen Erzähler oder eine Erzählerin und einen Spieler (jemand der die Geschehnisse der Geschichte sichtbar macht und die Figuren führt). So kommt zu dem Lauscherlebnis des Kindes noch ein sichtbarer Eindruck hinzu. Dies erleichtert gerade kleinen Kindern das „dabei bleiben“, weil die Vorstellungs- und Phantasiekräfte erst noch geweckt werden müssen.
Beim Puppenspiel wirken die Stimmungen über Form und Farbe auf das Kind gestalterisch ein. Für die „großen“ Kinder ist es etwas Besonderes, wenn sie nach ca. zwei Wochen zuschauen dann auch mitwirken dürfen.
So können z.B. sechsjährige durchaus die Figuren mitführen oder akustisch mit der Kinderharfe oder dem Glockenspiel das Spiel unterstützen.
So wird das Kind auf verschiedenen Ebenen (hören, sehen, mitmachen, erleben) in seinem Wesen ganzheitlich angesprochen.
Das so Erlebte regt die Phantasiekräfte des Kindes im Freispiel an, selbst ein kleines Puppenspiel aufzubauen und aufzuführen.